Dr. med. Sabine Gapp-Bauß
Ärztin-Naturheilverfahren Expertin für Stress, Burnout und Depression, Mentalcoach für Kurzzeitkonzepte, Wingwave-Coaching
Hypnose: Wirksam - aber kein Allheilmittel
Sabine Gapp-Bauß, Ärztin für Naturheilverfahren, über den Sinn und Unsinn der Hypnose.
Erschienen am 15.02.2011 im Weser-Kurier
Autor: Cord Sauer
Grohn: Wer kennt sie nicht, die Szene aus dem 'Dschungelbuch', in der die listige Schlange Kaa das Dschungelkind Mogli hypnotisieren will. 'Hör auf mich, vertraue mir', heißt es unter anderem im Lied, mit dem die Hypnose funktionieren soll. Dabei verfolgt die Schlange sechs typische Methoden: Fixieren, Verwirren, Entspannen, Einlullen, Befehlen und Manipulieren. Doch diese Begriffe allein haben noch lange nichts mit Hypnose zu tun, wie die Ärztin Sabine Gapp-Bauß ihrem Publikum in der Grohner Musikschule erklärte.
Der wichtigste Hinweis gleich zu Beginn: "Wer die Beine kreuzt, die Arme verschränkt und die Zunge an den Gaumen legt, dem kann nichts passieren", schmunzelte Gapp-Bauß und beugte somit gleich jeglicher Angst und Skepsis vor. Diese drei Punkte seien effektiv, um sich gegen Hypnose zu wappnen. Die Ärztin für Naturheilverfahren aus Bremen-Horn konnte viele Vorurteile über Hypnose aus der Welt schaffen und so nützliche Tipps geben.
Viele Umstände müssen stimmen
Der letzte Tag der 13. Gesundheitswochen in Bremen-Nord, unterstützt von der Bremer Volkshochschule Nord, hatte noch einmal viele Informationsveranstaltungen zu bieten. Über das spannende Thema Hypnose gebe es mehr Missverständnisse auf der Welt als Verständnis, bedauerte Gapp-Bauß und begann ihren Vortrag zunächst mit einem geschichtlichen Teil. Darauf aufbauend erklärte sie zu möglichen Anwendungsgebieten: "Hypnose kann bei Erinnerungsverlust helfen, aber auch bei Krankheiten oder Prüfungsangst." Behandelbar seien auch Asthma, Tinnitus, Kopfschmerzen, Angstzustände und auch bei Depressionen könne man "viel erreichen". Allerdings warnte sie vor zu hohen Ansprüchen: "Hypnose ist kein Allheilmittel." Viele Umstände könnten eine mögliche Wirkung verhindern: So müsse die Chemie zwischen Patient und Hypnotiseur stimmen, oft sei es auch eine Frage des richtigen Zeitpunktes und der Bereitschaft des Klienten, sich auf diese Heilmethode einzulassen.
Erfahrungsgemäß, so die Fachfrau für Stress und Schlafseminare, kämen vor allem Menschen, "die nicht erst seit gestern etwas haben". Krankheiten entstehen in der Regel über einen langen Vorlauf. Der springende Punkt ist der innere Balancezustand, der bei vielen Arten von Stress aus dem Gleichgewicht gerät. Als Folge wird im emotionalen Gehirn ein Alarm ausgelöst, der die Entspannung in Körper, Geist und Seele verhindert. Die therapeutische Hypnose kann ein tiefgreifendes Selbstheilungsritual sein und zur Verbesserung des Gesundheitszustandes führen. Dabei müssen zunächst zwei Kernfragen geklärt werden, wie Gapp-Bauß erläuterte: "Was ist das Hauptproblem des Patienten? Und wohin möchte der Patient, was ist das Ziel?"
Um ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen, differenzierte Gapp-Bauß zudem deutlich zwischen den drei verschiedenen Hypnoseformen. Neben der bereits erwähnten therapeutischen und effektivsten Hypnose gibt es zudem die wilde Hypnose und die Showhypnose. Die wilde Hypnose begegne jedem Menschen unbewusst im Alltag. "Besonders in Partnerschaften, Beziehungen oder unter Freunden ist das zu beobachten", unterstrich Gapp-Bauß und verwies auf die unbemerkt angepasste Sitzhaltung einer Ehefrau am Esstisch an die Haltung ihres Ehegatten. Aber auch im Kino kommt wilde Hypnose vor: "Der Mensch sitzt zwei Stunden wie in Trance vor der Leinwand und wenn er das Kino verlässt, muss er sich erst wieder zurechtfinden." Die Showhypnose hingegen sei negativ mit Vorurteilen belastet und oft menschenverachtend. Beste Beispiele sind sensationsausgerichtete Fernsehformate, aber auch Comics, in denen Hypnose oft als schlecht dargestellt wird. Abschließend machte Gapp-Bauß nochmals deutlich, dass Hypnose nicht zwangsläufig etwas mit Manipulation und Kontrollverlust zutun haben müsse.
Das überwiegend weibliche Publikum zeigte sich wissbegierig. Gapp-Bauß hatte für alle noch einen wertvollen Hinweis: "Ich bin mir sicher: Sie finden in ihrem Alltag bestimmt viele neue Rituale, die für Sie wichtig werden könnten und Ihnen und Ihrer Gesundheit guttun." Rituale sind schließlich - das haben die Zuhörer gelernt - auch eine Art von Trance, die wichtige Selbstheilungsprozesse aktivieren können.
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